Hachiro Iizuka 1928–2008
Ausstellung
18.09.2013 — 06.01.2014
Galerie Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Seit 1957 hat Hachiro Iizuka als Maler, Bildhauer und Installationskünstler in zahlreichen Ausstellungen in Japan, Amerika und Europa sein Werk vorgestellt. Er ist Jahrgang 1928, in Himeiji, Präfektur Hyôgo geboren und gehört zur japanischen ‚klassischen Moderne‘. Für Hachiro Iizuka ist diese Ausstellung eine weitere Station auf seinem Weg der abstrakten Raum-Begreifung. Dieser Weg begann für ihn mit der abstrakten Malerei zwischen 1953 und 1967 zusammen mit Yoshishige Saito (1904–2001), Ab ca. 1967 entfernte sich Iizuka von der Zweidimensionalität und schuf Reliefbilder. Ab 1979 begann er dann mit Installationen aus Holz, die er aber nicht nur in geschlossene Räume, sondern auch in die freie Natur setzte. Daneben schuf er seit den 80er Jahren auch Skulpturen aus Metall, die an zahlreichen öffentlichen Platzen in Japan stehen.
Shigeo Chiba, der Kurator des Nationalmuseums für moderne Kunst, Tôkyô, bezeichnet Hachiro Iizuka in dieser Phase der Installationen ab 1979 als einen „Measurer of Space“, als einen der den Raum ermisst oder abgrenzt. Da viele seine Installationen auf die Wandfläche gebracht werden, setzt er das Dreidimensionale auf das Zweidimensionale: die Wandfläche als notwendiger Faktor seiner Arbeiten. Sie steht im Spannungsverhältnis zu seinen oft rhythmisch über den Raum verteilten Arbeiten. Diese raumgliedernden Objekte um einen ruhenden Pol werden nicht einzeln, sondern in ihrer Gesamtheit erfasst. Unwillkürlich ist man an T. S. Eliots Zeilen vom „still point“ in Burnt Norton II erinnert: „… the still point, / There would be no dance, and there is only the dance“.
Diese Raumelemente, oder -zeichen sind im Zusammenhang mit der ostasiatischen Vorstellung von der Spannung zwischen dem gestalteten Raum und der Leere zu sehen. Es ist die Spannung zwischen gestalteter und leerer Bildfläche, hier zwischen gestaltetem und ungestaltetem, leeren Raum. Der Zwischenraum (japan. ma) spielt eine genauso große Rolle wie die Objekte selbst, die aus Holz, farbigem Papier, oder Metall bestehen.
„Hachiro Iizuka gehört zu den japanischen Künstlern, die bei allen modernen Mitteln, die sie anwenden, der japanischen Sehweise, ihren Grundformen treu geblieben sind. Das heißt, seine Werke sind bestimmt vor allem durch Linearität, Flächigkeit, sowie Abstraktion und Asymmetrie. Das bedeutet, daß Iizuka, so wenig er dem äußerlich Traditionell-Japanischen verhaftet erscheint, ein eminent japanischer, aber moderner Künstler ist. Aus dieser angedeuteten Grundhaltung entwickelte er immer neue Formen und diese sind deshalb Japanisch, weil sie stets ganz von der Fläche, einer gewissen Linearität wie Asymetrie bestimmt sind. Dabei war Iizukas Bemühen immer auf strenge Formen gerichtet, auch bei seinen fast heiter wirkenden Installationen, die letztlich nur aus schmalen, gegeneinander gesetzten Flächen bestehen. Das gilt auch für seine neuesten Arbeiten Wolken – in Raster eingeschlossene amöbenhaft sich drängende Wolkenformen. Damit zollt er dem Drachenjahr seinen Tribut. Diesem Thema angepaßt wird er auch figürlich. Das mythische Tier, zwar ganz in die Fläche integriert, erscheint mit bewegten Konturen blitzend daherzufahren, wie es seinem Wesen entspricht, aber in einer fast humorvollen Version.“
Irmtraud Schaarschmidt-Richter, 2000