TAKASHI HOMMA

Tōkyō
Fotografie 2005/6

Ausstellung
13.01.2025 – 08.03.2025
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Takashi Homma, Ohne Titel, 2006, C-Print, 48 x 56 cm

Takashi Homma (geboren 1962 in Tokyo) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Photokünstler in Japan. Er wurde durch die Serie „Tokyo Suburbia“ nicht nur in Japan, sondern auch international bekannt. 1999 erhielt  er den rennomierten Kimura Ihei Memorial Photographic Award, im Jahr 2000 hat das Photomuseum Winterthur ihm eine Einzelausstellung gewidmet und 2003 hat er an der legendären, umfassenden Ausstellung The History of Japanese Photography in The Museum of Fine Art in Houston, Texas teilgenommen. Takashi Homma hat an der Nihon University in Tokyo Fotografie studiert und lebt und arbeitet in Tokyo. 

Takashi Homma, Ohne Titel, 2005, C-Print auf Dibond, laminiert, 79 x 100 cm

Wie viele japanische Fotografen arbeitet auch Takashi Homma für Zeitschriften und japanische Magazine. Seine Fotografien zeichnen sich durch intensive Farbigkeit,  Leichtigkeit und Akribie aus. Gleichzeitig ist in ihnen ein japanischer Sinn für Zwischenräume (ma), Proportionen und Rhythmus spürbar. 

Takashi Hommas Werk thematisiert die Stadt Tokyo in ihren Gegensätzen. Ob aus der Vogelperspektive oder aus der motorisierten Sicht, in den überwältigenden Landschaften aus Beton- und Glasarchitektur sind alle natürlich gewachsenen Elemente dem Credo von Wirtschaftlichkeit, Technizität, Funktionalität und Mobilität unterworfen. 

In diesem Bild, das Takashi Homma von Tokyo entwirft, scheint selbst der Mensch kaum eine Rolle zu spielen. Tatsächlich tauchen in seinen Großstadtfotografien nur marginal Menschen auf. Dennoch hat man das Gefühl, dass Takashi Homma einen ganz persönlichen Blick auf die Stadt wirft. 

Neben den Großstadtaufnahmen und den sterilen Vorortbildern setzt Takashi Homma auch japanische Kinder ins Bild und wirft durch die Konfrontation von Stadt und Kindern, etwa in der Serie „Tokyo and my Daughter“ (2006) die Frage auf, wie Leben und Aufwachsen in dieser Metropole möglich ist. 

Takashi Homma fängt mehrere Facetten aus dem Leben in Tokyo ein, von dem Blick aus der Luft auf Tokyo, den Park von Shinhjuku und die umstehenden Hochhäuser s hin zum  Interieur ganz dem Lifestyle  im westlichen Stil verpflichtet mit Snoopy, Begonientopf und CD-Stapeln auf einem Stuhl vor einem hellen Fenster.  Takashi Homma dokumentiert in seinen Fotografien intime, persönlichen Momente einer wirtschaftlich dynamischen Gesellschaft in Tokyo. 

Takashi Homma, Ohne Titel, 2005, C-Print auf Dibond, laminiert, 119 x 152 cm

Mit der  Maßstäbe setzenden Serie „Tokyo Suburbia“ (1995–1998)  hat er seinen Ruhm als Photokünstler begründet.  Er photographiert e zwischen 1995 und 98 Vorort-Szenerien der klassischen Tokyoter  Vororte der 80er Jahre, die um den Stadtkern von Tokyo herum gelegen und innerhalb von 1 bis 2 Stunden per U- oder Privatbahn zu erreichen sind  (täglich 4 Stunden per Bahn unterwegs zu sein ist üblich, wenn man in Tokyo arbeitet). Es sind moderne Stadtteile mobiler Salerymen und ihrer Familien mit dem Luxus breiter Straßen und Fahrradwege.

Takashi Homma fängt aber auch die Stille, die über den Vororten liegt ein, die dem Soziologen Miyadai Shinji zufolge  Jugendliche hervorbringen, die kurz vor dem Ausrasten stehen. Ein Beispiel aus der Serie zeigt einen Jungen, der direkt in die Kamera schaut, etwas linkisch posierend, Hose hip-hopmäßig auf der Hüfte, offene Schnürsenkel, mit zerknittertem weißen Hemd, zu kurz gebundener Kravatte  –  Non-Konformität zur Schau stellend.

Diese Non-Konformität wird in Japan schon seit Generationen  von Studenten auf den Colleges mit alten Schuluniformen ihrer Väter und Großväter zur Schau gestellt, eine Non-konformität, die aber nicht in Gewaltaktionen ausartete.

Takashi Homma, Ohne Titel, 2005, C-Print auf Dibond, laminiert, 119 x 152 cm

Takashi Homma wollte eigentlich Baseballspieler werden und dann  Photograph. Nachdem er seinen Traum vom Baseballspieler aufgegeben hatte, hat sich ganz und gar der Photographie verschrieben: „I want to do more of this and I keep doing it until I die“.

E studierte  Photographie an der Nihon  Universität in Tokyo. Er hatte aber bald genug von den Kommilitonen, die sich mit Phototheorie-Kenntnissen zu übertrumpfen suchten, um so mit ihrem Wissen anzugeben. Für ihn ist es besser morgens früh aufzustehen und so viele Photographien wie möglich zu machen.

Kurz vor dem Abschluss  brach er sein Studium ab und nahm eine Stelle  in der sehr renommierten Werbeagentur „Light Publicity“ in Tokyo an und arbeitete dort für 6 Jahre. Er beschreibt sich selbst als „pitcher type“ (Werfer im Baseball), d.h er geht gerne in Führung,  wirft den Ball und bringt die Dinge in Bewegung. Er hat sich immer gegen das auch in der Kunst so dominante sempai und kohai-System, das japanische Senioritäts-Prinzip gewandt. Nach 6 Jahren kehrte er der Werbeagentur den Rücken und ging für ein Jahr nach London und arbeitete dort für i-D und andere Mode-Magazine.

Er kehrte nach Tokyo zurück, weil er nicht die Bedingungen für seine Arbeit gefunden hatte, die Themen und das gesellschaftliche   Umfeld war für ihn nicht relevant genug. Er kam zu dem Entschluß, dass er seine Basis in Tokyo brauchte, um seine eigne Arbeit voranzutreiben und, um das zu tun, was er nur als Japaner tun konnte.  

Er fuhr fort, sich gegen die festgefahrenen Strukturen des  „photography establishments“ zu wenden, gleichzeitig war es ein kontinuierlicher Kampf, sich in ihm zu  behaupten, effektiv zu arbeiten und zu überleben.

Er hat alle Hindernisse auf diesem Weg überwunden, eine feste Position als einer der führenden zeitgenössischen Photokünstler Japans errungen und sich daraus eine große Freiheit, Selbstvertrauen und Leichtigkeit bewahrt. 

Er sagt, dass er von der Haltung Kishin Shinoyamas und Nobuyushi Arakis gelernt habe, d.h. „ sich der Position bewußt zu sein, für die Medien zu arbeiten, aber voll die Erfahrung mit den Medien für die eigene Arbeit zu nutzen.“

Er sagt selbst: „“I am pessimistic (about the media), but I want to use it positively“.

Diese kluge Sichtweise färbt alle seine Aktivitäten, seinen Einssatz von Vorort- Szenerien auf den Seiten von Mode-Magazinen,  sein Engagement in der Herausgabe von Büchern und Katalogen, seine Kurzfilme, sowie die Entdeckung von jungen Talenten wie z.B. Hiromix oder seine Unterstützung der „Girl’s photography“.

Takashi Hommas Hauptstärke  ist sein professioneller Stolz als Photograph. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die japanischen Photokünstler  in ihrem Selbstverständnis generell als Photographen  denn als Künstler  sehen. Dies hängt mit der Geschichte der japanischen Photographie  (shashin) zusammen. Kaum eine westliche Errungenschaft wurde bereits vor der Öffnung des Landes (1853) so schnell und erfolgreich in Japan rezipiert wie die Photographie. Die Technik  haben Japaner von westlichen Lehrmeistern wie Felice Beato (1825–1904) in Yokohama (Yokohama-shashin) übernommen und vor allem den westlichen Markt mit handkolorierten Studio-Photographien  aus Japan bedient. Neben der kommerziellen Photographie (shashin-ya-san) gab es in Japan aber auch bereits um 1900 eine künstlerische Photographie (shashin-shi). Nicht allein die Technik des Photographierens ist aus Europa übernommen worden, sondern um 1900 nach amerikanischen Vorbild auch das „Prinzip der Kunstfotografie“, die Anlehnung der Photographie an die Malerei.  Die japanische Kunstphotographie zwischen den Weltkriegen reichte  von Nachklängen des Jugendstils  (Suizan Kurokawa, 1882–1944) über experimentelle und konstruktivistische Tendenzen  (Masataka Takayama, 1895–1981)) bis zur Aktphotographie.  Wichtigster Protagonist der Avantgarde-Photographie  in Japan war Iwata Nakayama (1895–1949), der in der Zeitschrift Asahi Camera 1928 den Aufsatz „Reine Kunstphotographie“  veröffentlichte und 1930 mit Kanbei Hanaya (1903–1991)  den legendären „Ashiya Camera Club“ gründete. In den 30er Jahren zeigt sich eine Rezeption der Bauhaus-Photographie in Japan bei z.B. Nojima Yasuzo (1889–1964) und Koishi Kiyoshi (1908–1957). Die Reihe der japanischen Photokünstler nach dem 2. Weltkrieg setzt sich bis heute  mit wichtigen Namen fort: u.a.  Ihei Kimura  (1901–1974), Ken Domon (1909–1990), Shoji Ueda (1913–2000), Eikoh Hosoe (1933–), Daido Moriyama (1938–), Takuma Nakahira (1938–) bis hin zu Nobuyoshi Araki (1940–), Hiroshi Sugimoto (1948–) und Miwa Yanagi  (1967–). Die Geschichte der japanischen Kunst- und Avantgarde-Photographie geht also  im Gegensatz zu der sehr viel jüngeren anderer asiatischer Ländern (z.B. Koreas) sehr weit zurück und knüpft  als Printmedium in bestimmten Aspekten an die Tradition der japanischen Farbholzschnitte an (ukiyo-e). Die Photographie eignet sich  besonders als Medium  für den Ausdruck  japanischer künstlerischer Sensibilität.

Takashi Homma, Ohne Titel, 2005, C-Print auf Dibond, laminiert, 119  x 152 cm

Takashi Homma hat ein klares Motiv für jede Photographie, die er macht. Er wählt die Methode, die seinem Zweck und seinem eigenen Charakter dient. Dieser sichere konzeptionelle Ansatz schlägt sich nieder in Photographien, die jede persönliche Identifikation des Künstlers  mit dem Objekt ausschließt, aber gleichzeitig Photographien sind, die nur er machen kann.

Er sagt selbst: „Photographs that strongly reveal the qualities of the artist and can only be seen in one way are uninteresting to me. I sense more strength in anonymity”.

Es ist, als ob die Kamera Teil von Takashi Hommas Körper geworden wäre.

Er akzeptiert nicht passiv den Status quo. 

Er fährt fort den Ball zu werfen, das Spiel in die Hand zu nehmen.

Es ist eine Stärke in Hommas photographischer Praxis, die aus dem Überwinden von Konflikten erwächst.

(Dr. Claudia Delank)

Herbst

Herbst

Ausstellung
16.09.2024 – 19.11.2024
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Kazue Yoshikawa, Bambus, 2000, Pigmentfarbe und Lack auf Leinwand, 80 x 400 cm
Kazue Yoshikawa, Ohne Titel, 2001, Pigmentfarbe und Lack auf Leinwand , 180 x 240 cm

„Indian Yellow and Venetian Red“

Hachiro Iizuka, Marcia Hafif and David Nash

Ausstellung
14.11.2023 – 22.12.2023
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Hachiro Iizuka, Untitled (Animal and Small animal), 2001/2013, Bemaltes Holz 110 x 235 x 120 cm und 90 x 235 x 120 cm; Marcia Hafif, Indian Yellow, 1995, Öl auf Leinwand, 56 x 56 cm, rücks. sign.

Die Herbst-Accrochage vereint Arbeiten des japanischen Bildhauers und Installationskünstlers Hachiro Iizuka (1928–2008) und des englischen Bildhauers und Landartkünstlers David Nash (*1945) mit einer Arbeit der Minimalismus und Farbfeld-Künstlerin Marcia Hafif (1929–2018) aus New York. Die gemeinsame Schnittstelle der Arbeiten ist ihre Farbigkeit der drei Grundfarben.

Seit 1957 hat Hachiro Iizuka als Maler, Bildhauer und Installationskünstler in zahlreichen Ausstellungen in Japan, Amerika und Europa sein Werk vorgestellt. Er ist gehört zur japanischen „klassischen Moderne“.
Shigeo Chiba, der Kurator des Nationalmuseums für moderne Kunst, Tôkyô, bezeichnet Hachiro Iizuka in der Phase der Installationen ab 1979 als einen „Measurer of Space“, als einen der den Raum ermisst oder abgrenzt. Da viele seine Installationen auf die Wandfläche gebracht werden, setzt er das Drei-Dimensionale auf das Zwei-Dimensionale: die Wandfläche als notwendiger Faktor seiner Arbeiten. Sie steht im Spannungsverhältnis zu seinen oft rhythmisch über den Raum verteilten Arbeiten. Diese raumgliedernden Objekte um einen ruhenden Pol werden nicht einzeln, sondern in ihrer Gesamtheit erfasst.

Marcia Hafif gehört zu den frühesten Vertretern der so genannten radikalen oder analytischen Malerei. Sie hat die Mittel der Malerei auf die Textur und Ausdrucksqualität monochromer Farbflächen reduziert. Sie gehen allein von der Qualität und Materialität der Farbe aus. In der Ausstellugn besticht ihr quadratisches Bild „Indian Yellow“ mit der Intensität und Nuanciertheit der gelben Farbe.

Der international renommierte Land Art-Künstler David Nash steht mit seinen skulpturalen Werken in einem ständigen Dialog mit der Natur, wobei die Lebendigkeit des Holzes eine große Rolle spielt. In der ausgestelltten Papierarbeithat er die Farben der Blumen in seinem Garten im Mai 2020 in ihrer Reihenfolge mit Kreisen aus Farbpigmenten wiedergegeben.

David Nash, May 2020, Pigment auf Papier, 153 x 103 cm, Sign. u.r.

The autumn accrochage combines works by the Japanese sculptor and installation artist Hachiro Iizuka (1928–2008) and the English sculptor and land artist David Nash (*1945) with a work by the minimalist and colour field artist Marcia Hafif (1929–2018) from New York. The common interface of the works is their colourfulness of the three primary colours.

Since 1957, Hachiro Iizuka has presented his work as a painter, sculptor and installation artist in numerous exhibitions in Japan, America and Europe. He belongs to the Japanese „classical modernism“.
Shigeo Chiba, the curator of the National Museum of Modern Art, Tôkyô, describes Hachiro Iizuka as a „Measurer of Space“, as someone who measures or delimits space, during the phase of installations from 1979 onwards. As many of his installations are placed on the wall surface, he places the three-dimensional on the two-dimensional: the wall surface as a necessary factor in his works. It is in tension with his works, which are often rhythmically distributed across the room. These space-structuring objects around a stationary pole are not captured individually, but as a whole.

Marcia Hafif is one of the earliest representatives of so-called radical or analytical painting. She reduced the means of painting to the texture and expressive quality of monochrome colour surfaces. They are based solely on the quality and materiality of colour. In the exhibition, her square painting „Indian Yellow“ captivates with the intensity and nuance of the yellow colour.

With his sculptural works, the internationally renowned land art artist David Nash is in constant dialogue with nature, with the vitality of wood playing a major role. In the paper work on display, he has reproduced the colours of the flowers in his garden in May 2020 in their order using circles of coloured pigment.

Hachiro Iizuka, Untitled, 2001, Farbiges Papier, Cutout, 49,2 x 68,3 cm, Sign. u. r

DEVIL OUTSIDE! 

Zum TEUFEL MIT der KUNST
ONI WA SOTO
鬼わ外
Jonathan Meese im Zusammenspiel mit japanischen Teufeln

Eröffnung
13.09.2023 | 18–21 Uhr
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Öffnungszeiten während der Berlin Art Week 2023
11–18 Uhr

Ausstellung
13.09.2023 – 25.10.2023
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Der charakteristische japanische Teufel (Oni) hat nicht nur buddhistische sondern auch chinesische Elemente in sich aufgenommen. Buddhistisch-stämmige Oni, die in der Hölle beheimatet sind, lassen sich leicht mit christlichen Teufeln vergleichen. Teufel werden als Menschen mit tierischen Merkmalen (Hörnen, Reißzähnen und Klauen) dargestellt: Oni wie christliche Teufel sind Gegenspieler der Menschen. In „Ecce Homo“ konstatiert Nietzsche über die Schöpfung: „war es Gott selber, der sich als Schlange am Ende seines Tagewerks unter den Baum der Erkenntnis legte: er erholte sich so davon, Gott zu sein… Er hatte Alles zu schön gemacht… Der Teufel ist bloß der Müßiggang Gottes an jedem siebten Tage…“. Wir brauchen den Teufel, um uns nicht zu langweilen. In der japanischen Sagen- und Ideenwelt gibt es im Gegensatz zum Westen eine Vielzahl verschiedener „böser“ Oni:

Shuten-Dôji
ist ein menschenfressender Oni, der in der Heian-Zeit (1185-794 n. Chr.) auftritt, und in erster Linie Frauen mit einem Biss verschlingt. Er haust auf dem Berg Oe nahe der Hauptstadt und raubt vorzugsweise adlige Frauen, die er versklavt, missbraucht und schließlich auffrisst. Erst dem tapferen Krieger Minamoto no Yorimitsu und seinen vier Vasallen gelingt es nach vielen Abenteuern Shuten-Dôji zur Strecke zu bringen. Die Geschichte hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem griechischen Helden Odysseus und dem Zyklopen Polyphem. Shuten Dôji ist im Gegensatz zum Teufel nicht unsterblich.

Shôki Dämonentöter
Shôki ist eine mächtige dunkel gekleidete Figur mit wildem Bart einer chinesischen Beamtenkappe und großen Stiefeln. In der einen Hand hält er einen Oni und in der anderen ein Schwert. Seine Bilder wurden als Talismane gegen Krankheiten eingesetzt.
Der Sage nach wurde Shoki (chin. Zhong Kui) in China ein Beamtenposten verweigert, weil er die Beamtenprüfung nicht bestanden hatte und weshalb er sich umbrachte und als Totengeist nicht zur Ruhe kam. Erst als der Kaiser ihn rehabilitierte übernahm der inzwischen versöhnte Geist Shokis das Amt als Dämonen- und Teufelsbezwinger für den Kaiser.

Oni als Tölpel
Seit dem 13. Jahrhundert gibt es in Japan auch Oni, die eher tölpelhaft als dämonisch sind, oft als buddhistische Pilger oder Musikanten verkleidet.

Oni wa soto – Teufelsaustreibung
Es gibt in Japan den Brauch, am 3. Februar (setsubun, letzter Tag des Winters) mit getrockneten Sojabohnen, die man in die Innenräume von Häusern wirft, Teufel und böse Gesister bzw. den Winter auszutreiben. Dabei ruft man „oni wa soto fuku wa uchi“ in der Hoffnung, dass die Teufel auf dem Boden ausrutschen.

Windgott – Donnergott
Es gibt gute Oni zur Bekämpfung von Seuchen und Oni-Masken/Oni-Darstellungen auf Dachschindeln

Berghexe Yamauba
Im Nô-Theater wird die Berghexe Yamauba mit einer hannya Maske dargestellt.

Neben den traditionellen Teufels (Oni)-Darstellungen in der japanischen Malerei, Holzschnittkunst und in der angewandten Kunst wird auch die Präsentation der Oni im zeitgenössischen, japanischen Leben eine Rolle spielen. Dabei vor allem in Form von Manga und Anime. Im zeitgenössischen Verständnis ist ein Oni ein Außerirdischer, ein Hybrid aus Erdbewohnern und einer anderen Spezies oder einfach eine andere Spezies auf der Erde aus der fernen Vergangenheit, der Zukunft oder, wenn er aus der Gegenwart kommt, aus einer anderen zeitlichen Dimension. Die Existenz eines Oni ist auch mit Spitzentechnologien wie Elektronik, Mechanik und Robotik verwoben. Im Cyberspace leben die Oni oft als Stadtbewohner mit den Menschen zusammen. Die Geopolitik mag sich ändern, aber der Oni ist immer noch ein entfremdeter „Anderer“. So wie die Themen der zeitgenössischen repräsentativen popkulturellen Medien sehr vielfältig sind, so ist auch die Darstellung der Oni sehr unterschiedlich.

Jonathan Meese wurde in Japan geboren. Der international renommierte Künstler arbeitet seit vielen Jahren zum Thema Teufel als Alter Ego in den Medien Malerei, Performance Film, Skulptur und Keramik. Für ihn ist die Kunst eine Notwendigkeit, um den Menschen in eine andere Denk- und Wahrnehmungsweise zu führen, die nicht von begrifflicher Sprache dominiert ist. Für ihn bedeutet Kunst die Form im Sinne einer universal gültigen Ordnung zu sehen. Kunst ist eine Weise, diese Ordnungen in eine Form zu bringen und erfahrbar zu machen. Jonathan Meeses Kunst führt in diesem Sinne einen Dialog mit den Oni der traditionellen japanischen Kunst in all ihren negativen, wilden und zerstörerischen Aspekten, sowie mit ihrer zeitgenössischen Präsentation in Anime und Manga, vor allem in ihrer Rolle als „Alien“.

Die Ausstellung zeichnet einen Spannungsbogen der traditionellen japanischen Kunst hin zur populären Gegenwart im Spiegel der Kunst Jonathan Meeses.

Pressemitteilung

TO THE DEVIL WITH ART
ONI WA SOTO

鬼わ外
Jonathan Meese Interacting with Japanese Devils.

Opening
13.09.2023 | 6–9 pm
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Opening Times during the Berlin Art Week 2023
11 am – 6 pm

Exhibition
13.09.2023 – 25.10.2023
Art Space Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
By Appointment

The characteristic Japanese devil (Oni) has incorporated not only Buddhist but also Chinese elements. Buddhist-derived Oni, who reside in hell, can easily be compared to Christian devils. Devils are depicted as humans with animal features (horns, fangs and claws): Oni, like Christian devils, are antagonists of humans. In „Ecce Homo“ Nietzsche states about creation: „He had made everything too beautiful… The devil is merely the idleness of God on every seventh day…“. We need the devil in order not to be bored.
In the Japanese world of legends and ideas, in contrast to the West, there is a multitude of different „evil“ Oni:

Shuten-Dôji
is a man-eating Oni who appears in the Heian period (1185-794 A.D.) and primarily devours women with one bite. He dwells on Mount Oe near the capital and prefers to rob noble women, whom he enslaves, abuses, and finally eats. Only the brave warrior Minamoto no Yorimitsu and his four vassals manage to hunt down Shuten-Dôji after many adventures. The story bears a striking resemblance to the Greek hero Odysseus and the Cyclops Polyphemus. Shuten-Dôji, unlike the devil, is not immortal.

Shôki Demon Slayer
Shôki is a powerful dark-clad figure with a wild beard of a Chinese official’s cap and big boots. He holds an Oni in one hand and a sword in the other. His images were used as talismans against illness. According to legend, Shôki (Chinese: Zhong Kui) was refused a civil service post in China because he had failed the civil service examination, which is why he committed suicide and never came to rest as a spirit of the dead. Only when the emperor rehabilitated him, the meanwhile reconciled spirit of Shoki took over the office of demon and devil vanquisher for the emperor.

Oni as dolts
Since the 13th century, there have also been Oni in Japan who are doltish rather than demonic, often disguised as Buddhist pilgrims or musicians.

Oni wa soto – exorcism of the devil
There is a custom in Japan on 3 February (setsubun, last day of winter), when dried soybeans are thrown into the interiors of houses to exorcise devils and evil spirits or the winter. They shout „oni wa soto fuku wa uchi“ in the hope that the devils will slip on the floor.

Wind god – Thunder god
There are good Oni for fighting epidemics and Oni masks / Oni representations on roof shingles.

Mountain witch Yamauba
In Noh theatre, the mountain witch Yamauba is depicted with a hannya mask.

In addition to the traditional depictions of devils (Oni) in Japanese painting, woodcarving and applied arts, the presentation of Oni in contemporary Japanese life will also play a role. Especially in the form of manga and anime. In contemporary understanding, an Oni is an alien, a hybrid of earthlings and another species, or simply another species on earth from the distant past, the future or, if from the present, from another temporal dimension. The existence of an Oni is also intertwined with cutting-edge technologies such as electronics, mechanics and robotics. In cyberspace, the Oni often live with humans as city dwellers. Geopolitics may be changing, but the Oni is still an alienated „other“. Just as the themes of contemporary representative pop cultural media are very diverse, so too is the representation of the Oni.

Jonathan Meese was born in Japan. The internationally renowned artist has been working for many years on the theme of the devil as alter ego in the media of painting, performance film, sculpture and ceramics. For him, art is a necessity to lead people into a different way of thinking and perceiving that is not dominated by conceptual language. For him, art means seeing form in terms of a universally valid order. Art is a way of bringing this order into a form and making it tangible. In this sense, Jonathan Meese’s art engages in a dialogue with the Oni of traditional Japanese art in all their negative, savage and destructive aspects, as well as with their contemporary presentation in anime and manga, especially in their role as „aliens“.

The exhibition draws an arc of tension from traditional Japanese art to the popular present in the mirror of Jonathan Meese’s art.

Press Release

Jonathan Meese,  „Erzkreislauf des Lebens de Large-Serie (ich hab’s satt EHY)“, 2012-2013, Acryl, Photokopie, Klebstoff, Kugelschreiber auf Papier.
Titelblatt des Ausstellungskatalogs: Jonathan Meese, „Dr. Zuhause: K.U.N.S.T. (Erzliebe)“, Lübeck, 2019.
Kawanabe Kyôsai, Shoki (Der aufgebrachte Shoki hält einen zappelnden Oni fest, während er einen zweiten, der ihn anzuflehen scheint, mit dem Schwert bedroht), 1870, Format: tate-ôban, Signatur: Kyosai ga und Siegel.
Kaigei Tennen, Blatt aus einem Kimono-Musterbuch, 1899, Format: yoko-ôban.

Fotos: Roman März und Claudia Delank

«Words move, music moves / Only in time»

Visual Compositions without Sound
Makiko Nishikaze

Eröffnung
28.04.2023 | 18–20 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Artist Talk zwischen Makiko Nishikaze und Claudia Delank
29.04.2023 | 15 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Öffnungszeiten während des Gallery Weekend 2023
Fr. 28.04.2023 | 18–20 Uhr
Sa. 29.04.2023 | 11–18 Uhr
So. 30.04.2023 | 11–18 Uhr

Ausstellung
28.04.2023 – 02.06.2023
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Makiko Nishikaze, bridge – hashi (2018)
Makiko Nishikaze, yume – dream (2022)
Makiko Nishikaze, all water – oulu water (2022)
Makiko Nishikaze, kirmes da! (2022)

Makiko Nishikaze: „Meine Arbeit mit Video, mit bewegten Bildern, führt zur Abstraktion: Durch Bildausschnitt, Montage und Konzentration auf die Bewegung wird der Ursprung des Objekts transformiert. Es kommt zu einer neuen Wahrnehmung der aufgenommenen Objekte. Sie werden abstrakt und offen für Assoziationen beim Betrachten. Ausgebildet bin ich als Musikerin. Inzwischen arbeite ich im Bereich Medienkunst. Ich finde, dass bewusstes Hören auch die Wahrnehmung durch die anderen Sinne intensivieren kann. Die Art, wie ich an meinen Videos arbeite, ist ähnlich, wie ich Musik komponiere. Die beiden haben die Gemeinsamkeit: die Zeit zu formen. Ich mache die Erfahrung, dass ich alle meine musikalischen Kenntnisse und Erfahrungen sehr gut für die Arbeit mit Video nutzen kann. Ich arbeite sorgsam an der Dramaturgie der Bilder – z.B. Reihenfolge, Verdichtung der Farbe, Tempo-Änderung, usw. – und die Ergebnisse sind für mich: Musik für die Augen. Ich nenne meine Videoarbeiten „experimentelle visuelle Komposition“ und meistens haben sie keinen Ton.“

Makiko Nishikaze: „My work with video, with moving images, leads to abstraction: the origin of the object is transformed through image detail, montage and concentration on the movement. There is a new perception of the recorded objects. They become abstract and open to associations when viewed.
I am trained as a musician. I now work in the field of media art. I find that conscious hearing can also intensify perception through the other senses. The way I work on my videos is similar to how I compose music. The two have one thing in common: shaping time. My experience is that I can use all my musical knowledge and experience very well for working with video. I work carefully on the dramaturgy of the images – e.g. order, concentration of colour, change of tempo, etc. – and the results for me are: music for the eyes. I call my video works „experimental visual composition“ and mostly they have no sound.“