Moving Space

Videos und Fotografie von Oscar Veyrunes und Yuge Zhou

Ausstellung
26.04.2019—06.06.2019
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Eröffnung
Variationen für Querflöte mit Camilla Hoitenga

26.04.2019 | 19 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Finissage
05.06.2019 | 19–21 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Öffnungszeiten während des Gallery Weekends 2019
Fr., 26.04.2019 | 19–21 Uhr
Sa., 27.04.2019 | 11–19 Uhr
So., 28.04.2019 | 11–19 Uhr

Die beiden Videokünstler Oscar Veyrunes (*1992 in Grenoble, Meisterschüler an der Universität der Künste Berlin) und Yuge Zhou (*1985 lebt und arbeitet in Chicago) bearbeiten urbane Bildwelten in ihren eigenen Chiffren und Sequenzen zum Thema Urbanität.
Während die chinesische Künstlerin Yuge Zhou und ihrem Video „Underground Circuit“ (2017) die quadratische Form gewählt hat, in der sie einem buddhistischen Mandala ähnlich bewegte Bilder in die einzelnen Bildkompartimente setzt, wie z.B. die Fächer wedelnden Frauen oder die Trommler in dem Mittelsegment. Wie im Mandala sind verschiedene Sphären der menschlichen Existenz dargestellt, hier in einem urbanen Kontext. Das Mandala ist im Buddhismus ein Schaubild, das dazu dient, komplexe religiöse Zusammenhänge verinnerlichen zu können. Yuge Zhou überträgt die Mandalastruktur auf den Kontext des täglichen Lebens, den sie damit archetypisiert und gleichzeitig erdet.
Yuge Zhou, die in Chicago lebt und arbeitet, erforscht in ihren Arbeiten das urbane Umfeld als kollektiven Rhythmus menschlicher Aktivitäten in ihren Räumen.
Sie hat den Master of Fine Arts der School of the Art Institute in Chicago und den Master of Engeneering der Syracus University New York. Ihre Arbeiten wurden in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen in den USA, Japan und Europa präsentiert.

Beide Künstler haben für sich eine Sprache der bewegten Bilder gefunden, die sie schnittpunktartig einsetzen.
Oskar Veyrunes hat in seinen Tag- und Nachtbildern in dem Video „A l’atelier“ (2017) Sequenzen der S-Bahnfahrten von seiner Wohnung zum Atelier in den großen Atelierfenstern der Akademie in Bewegung gesetzt. Berliner Alltagsszenen und Stadtlandschften, die äußere Welt der S- Bahnstrecke werden in Beziehung mit seiner inneren Welt gesetzt. Im two-plane Verfahren lenkt er assoziativ den inneren Prozess seiner Arbeit auf die äußeren bewegten Bilder: Dabei tauchen immer wieder bekannte Gebäude auf, wie das Haus mit der Malerei des großen Baumes, Lichterkasskaden, Passanten, der Bahnsteig am Bahnhof Zoo, vertraute und unbekannte Orte und Wegstrecken.
Die Bilder der sich spiegelnden raschen S-Bahnfahrten in Tag- und Nachtbildern werden als ein Stream of Consciousness in das Atelier hineingeholt und durch die doppelten Bildschirme wieder nach außen projeziert. Dieser Prozess des Innen und Außen der Bilder schildert den eigentlichen schöpferischen Prozess selbst und lädt den Betrachter ein, seine eigenen Bildsequenzen in Bewegung zu setzen.

(Dr. Claudia Delank)

Oscar Veyrunes, A l’atelier, 2017, 2-Channel HD Video
Oscar Veyrunes, A l’atelier, 2017, 2-Channel HD Video
Yuge Zhou, Underground Circuit, 2017
Yuge Zhou, Underground Circuit, 2017

Der Traum von China

Dialog mit einer Tapisserie aus dem 18. Jahrhundert:
Alexa Daerr, Bettina Gruber, Karen Tam, Ulrich 
Tillmann

Ausstellung
08.06.2018—24.08.2018
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Eröffnung
08.06.2018 | 19 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Finissage
mit Improvisationen für Flöte (Camilla Hoitenga),
Guitarre (Leigh Thomas) und Kantele (Eija Kankaanranta)

24.08.2018 | 20 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Die Chinamode war eine Kulturmode an europäischen Fürstenhöfen zur Zeit des Barock und Rokoko im 17. und 18. Jahrhundert, die auf der nur vage umrissenen Vorstellung beruht, China müsse ein Land des heiteren und spielerischen Lebensgenusses sein. In der bildenden Kunst werden Dekorationsformen entworfen, die besonders in allen Formen und Materialien der Innenausstattung Szenen aus dem vorgestellten Leben der Chinesen gestalten. Die Chinamode kann man als eine Art Eskapismus verstehen. Sie verschwindet, als gegen Mitte des 18. Jahrhunderts zunehmend Kenntnisse über das wirkliche China zugänglich werden.

Die ausgestellte Tapisserie mit einem Repertoire aus Chinoiserien mit vier Figuren einer Pagode und Pflanzen ist von Jean Barraband II entworfen. Sein Vater Jean Barraband hatte eine Tapisseriemanufaktur im Keller von Schloss Monbijou eingerichtet und dort Tapisserien hergestellt, die sich heute im Schloss Charlottenburg befinden, so auch eine Serie von Tapisserien mit derselben Bordüre in einem Raum, der zur Zeit nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist und die ich in schwarz-weiß Fotos dokumentiert habe. Die Tapisserien wurden mit Kettfäden aus Wolle und Schussfäden aus Seide gewebt. Ein Quadratmeter zu weben dauert zwischen 4 und 6 Wochen. Hier stehen vier Chinesenfiguren in einer weiten Landschaft mit Wasser, eine Palme und ein bizarrer Blütenast bilden das seitliche Repoussoir im Vordergrund bizarre Felsen und im Hintergrund eine Pagode. Eine dreidimensional gestaltete Bordüre mit Akanthusblättern und Spiegeleinsätzen sowie oben und unten mittig eingesetzten Köpfen bilden den Rahmen. Die Figuren, die außen stehen, tragen exotische Früchte, der Junge links eine Kokosnuss und der Chinese mit Bart eine große Palmfrucht. Beide Figuren sind farbig gefasst, während die beiden mittleren – eine Frau und ein alter Mann – farbig in den Hintergrund angeglichen sind. Wenn man bedenkt, dass es sich um eine gewebte Szene und nicht gemalte Szenerie handelt, dann ist es um so erstaunlicher wie malerisch sie wirkt, besonders gilt das für den von links ins Bild ragenden bizzarren Blütenzweig und die farbliche Schattierung des Hintergrundes. Hier spiegelt sich der Anfang der europäischen Begeisterung für China und Ostasien. Die Darstellung geht auf europäische Stichvorlagen zurück und keinesfalls auf ostasiatische Originale.

Alexa Daerrs Werk konzentriert sich vornehmlich auf Fundstücke des Alltags, deren Funktion Form und Bedeutung sie in einen Prozess der Transformation unterzieht. Hier hat sie in dieser Arbeit kleine Figuren, die an baktrische Figuren erinnern in den Dialog gesetzt. Die Form des Trägers der Figuren erinnert an ein Schiff und verwandelt die Figuren zu Passagieren eines Takarabune, eines japanischen Schatzschiffes der 7 Glücksgötter.

Bettina Gruber ist Video-, Performance- und Fotokünstlerin und lebt und arbeitet in Köln. Sie ist in zahlreichen Sammlungen in Deutschland und international vertreten. Ihr Beitrag zur Dialogausstellung sind Gespenster, einmal das „Schleierhafte Gespenst“, ein Video, und das „Müde Gespenst“. Sie beziehen sich auf die Figuren in der Tapisserie, die vereinzelt schemenhaft aus dem Nichts auftauchen.

Die in Montreal lebende Künstlerin Karen Tam setzt in ihren Installationen asiatische Kultur in einen westlichen Kontext, so zum Beispiel. 2015 im Montreal Museum of Fine Art hat sie einen chinesischen Curio Shop installiert und die Fragen nach Original und Fälschung gestellt. Immer stellt sie das Exotische der asiatischen Kulturen in den Fokus und nennt es „celebrating the Oriental gaze“. Karen Tam ist am Art Institute in Chicago als Bildhauerin ausgebildet und dazu hat sie einen PhD in Cultural Studies am Goldsmith Institute in London, University of London. In dieser Ausstellung zeigt sie Scherenschnitte von chinesischen Figuren und Tieren in gestanzter Goldfolie, die stark an die verspielten Chinoiserien des 18. Jahrhunderts erinnern, aber durch die ironischen Titel, die Karen Tam wählt, Distanz zur Chinabegeisterung und -mode schafft. „We are saddened to learn of this tragic news“ ist der Titel zu einem Erhängten an Bambuszweigen – das Bild ist schon in sich ein Widerspruch, da Bambus sich durch die Last biegt und nicht das gewünschte Resultat bringt. Der Betrachter weiß nicht, ob es sich um einen erhängten Menschen handelt oder nicht. „The Chinese must go“ zeigt einen Chinesen, der an seinem Zopf von einem japanischen Soldaten in Uniform abgeführt wird Zugrunde liegt eine japanische Karrikatur aus dem sino-japansichen Krieg von 1894.

Ulrich Tillmann, ein Kölner Fotokünstler, der vor allem in deutschen Sammlungen vertreten ist, setzt auf einer s/w Fotografie einen ost-westlichen Dialog in Szene – ein Hund Schnautze an Schnautze mit einem chinesischen Porzellan-shishi aus dem 18. Jahrhundert, einem Löwenhund. Alle vier Künstler setzen sich in einem mimetischen oder ironischen Dialog mit der Chinoiserie-Tapisserie auseinander und lassen den Betrachter partizipieren und den Dialog weiterentwickeln.

 

Tapisserie
Berlin, Manufaktur Jean Barraban zugeschrieben, Tapisserie mit Chinoiserie (Detail), Entwurf um 1710, Ausführung ab 1725, 358 x 316 cm
Ulrich Tillmann
Ullrich Tillmann, Westöstliche Begegnung, Silbergelatineabzug, 48 x 59 cm, Aufl. 4/10, rücks. sign.
Bettina Gruber, Schleierhaftes Gespenst , 2016, Videoprojektion, Gaze
Bettina Gruber, Schleierhaftes Gespenst , 2016, Videoprojektion, Gaze
Karen Tam, Chinese Fever, 2014, Installation
Karen Tam, Chinese Fever, 2014, Installation
Alexa Daerr, Ohne Titel, 2017, mixed media
Alexa Daerr, Ohne Titel, 2017, mixed media, 29 x 102 x 3 cm
Finissage
Finissage
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Bettina Gruber, Schleierhaftes Gespenst , 2016, Videoprojektion, Gaze

Small music and slow drawings

Rolf Julius Nanae Suzuki

Ausstellung
11.11.2017—26.01.2018
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

Eröffnung
10.11.2017 | 19 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Vin d’honneur
16.12.2017 | 18 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Nanae Suzuki, Ohne Titel, Aquarell
Nanae Suzuki, Ohne Titel, Aquarell und Bleistift auf Papier
stonefield
Rolf Julius, Klanginstallation Stone Field, 1999, 20 Steine, 4 Lautsprecher (z. T. besprüht), Audio, estate rolf julius

Die Ausstellung „Small Music and Slow Drawings“ zeigt Arbeiten auf Papier und eine Klang-Installation von Rolf Julius (1939–2011) und Arbeiten auf Papier von Nanae Suzuki (* 1947), die in Kanazawa, Japan geboren wurde. Sie studierte an der renommierten staatlichen Hochschule der Künste Tokyo (Gedai) und lebt und arbeitet seit 1977 in Europa, unterbrochen durch längere Aufenthalte in New York 1978. Seit 1981 lebt und arbeitet Nanae Suzuki als bildende Künstlerin  in Berlin. Sie arbeitet in den Medien Malerei, Fotografie und Installation.

Ihre neuen Arbeiten auf Papier zeigen alltägliche Objekte wie Spielkarten oder die Ausstechform eines Hasen. Ihre eigentlichen Funktionen sind jedoch hier leicht verschoben. „Es entsteht eine Spannung zwischen dem, was der identifizierende Blick erfasst, und der Abweichung“ (Ines Lindner), und in diesem Spannungsfeld findet auch ein Dialog mit der Klang-Installation von Rolf Julius statt.

Rolf Julius gehört zu den Pionieren der Klangkunst in Deutschland. Seine Arbeiten bewegen sich im Zwischenbereich von Bildender Kunst und Musik, wobei Klang und Objekt bei ihm eine sehr enge Bindung eingehen: Musik und Bild, so Julius, „treffen sich im Kopf des Betrachters und Zuhörers und ergeben in ihm etwas Neues.” Seine Audio-Installation „Ohne Titel“ von 1999 besteht aus 20 Steinen und 4 Lautsprechern. Da der Klang nicht punktuell gebunden ist, sondern sich nach allen Seiten ausbreitet, vergrößert er den Raum, indem er ihn in seiner Gänze erfüllt. Dadurch wird der Klangraum zum multiplen „point of intersection“, zum wandelnden Schnittpunkt für die Arbeiten auf Papier beider Künstler.

Als ich 1996 in Bremen meine Galerie eröffnete lernte ich die Arbeiten von Rolf Julius kennen, die Klang-Installation eines japanischen rauschenden Bachs an der Bürgerweide hinter dem Bahnhof und eine große Installation im Dachgeschoss des Museums Weserburg, die auch heute noch die größte Arbeit von Rolf Julius im öffentlichen Raum präsentiert. Für mich war es eine neue Welt, unmittelbar einen rauschenden Bach aus Japan zu hören, als ich in Bremen einen großen Platz überquerte, zumal ich ja ein paar Jahre zuvor in Japan gelebt hatte.
Rolf Julius hat in Berlin gelebt, wo er auch an der Universität der Künste studiert hatte. Für diese Ausstellung, die wir heute eröffnen,  hatte ich gehofft, eine Arbeit aus seinem Werk Konzert für einen gefrorenen See aus dem Jahr 1980 ausstellen zu können. Bei diesem Projekt hat er einen vereisten Berliner See (die Krumme Lanke) aus mehreren Lautsprechern mit Klavierkompositionen beschallt, in der Hoffnung, „dass der See selber Musik wird“. Die Installation wurde aber von der Polizei wegen Ruhestörung vorzeitig beendet und es gibt auch keine Vorstudien oder Arbeiten mehr zu diesem Projekt. Die Klanginstallation „Stone Field“ und die Arbeiten auf Papier, die wir hier zeigen, beziehen den Raum mit ein und bilden einen Dialog mit den zarten Aquarellen von Nanae Suzuki.

Sommer-Accrochage

Buddhistische Skulptur im Wechselspiel mit monochromer Malerei und Fotografie

Ausstellung
06.06.2017 — 29.09.2017
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Nach Vereinbarung

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Marcia Hafif, Indian Yellow, 1995, Acryl auf Leinwand, 56 x 56 cm
Buddha Sakyamuni (Gestus der Erdberührung), Burma, 18. Jh., Holz, Lack mit Resten von Vergoldung, Höhe 91 cm
Buddha Sakyamuni (Gestus der Erdberührung), Burma, 18. Jh., Holz, Lack mit Resten von Vergoldung, Höhe 91 cm
Hiroshi Sugimoto, Accelerated Buddha, 1997, Video
Hiroshi Sugimoto, Accelerated Buddha, 1997, Video
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Buddhakopf, Sandstein, Thailand, 17. Jh.; Josef Heckel, Maske, Bronze, um 1940 (nach einer buddhistischen Figur aus dem Museum für Ostasiatische Kunst, Köln)

Running Clouds over the Sea with a Clear Moon

Arbeiten von Beate Terfloth im Dialog mit japanischen ensô

Finissage
06.05.2017 | 18–20 Uhr
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Ausstellungseröffnung
16.03.2017 | 19–22 Uhr
Mit einer Einführung von Dr. Alexander Hofmann, Museum für Asiatische Kunst, Berlin
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin

Ausstellung
17.03.2017 — 06.05.2017
Kunstraum Claudia Delank | Bleibtreustr. 15–16, 10623 Berlin
Mi–Fr | 15–18 Uhr und nach Vereinbarung
Sonderöffnungszeiten anlässlich des Gallery Weekends 2017:
Freitag, 28.04.2017 | 18–21 Uhr
Samstag, 29.04.2017 | 11–19 Uhr
Sonntag, 30.04.2017 | 11–19 Uhr

Im Zentrum der Ausstellung Running Clouds over the Sea with a Clear Moon steht ein großer Neonkreis aus zwei filigran gebogenen Neonlinien – eine Zeichnung der international renommierten Künstlerin Beate Terfloth (Jg. 1958) wird zur energetischen  Lichtinstallation. Im Dialog stehen dazu japanische ensô, in Tusche gemalte Kreise. Die ensô-Malerei ist eine Gattung der Zen-Malerei, in der das Persönliche, das ja im Zen-Buddhismus im Unterschied zu anderen buddhistischen Schulen eine wichtige Rolle spielt, unmittelbar anschaulich werden kann. Es wird im Duktus der Tuschemalerei des ensô-Bildes vermittelt, wie sich in der „Handschrift“ eines einzigen Meisters sein geistiger Reifungsprozess und die Entfaltung seiner Persönlichkeit spiegelt. Ein ensô der zeitgnössischen Kalligraphiemeisterin S. Klopfenstein-Arii  aus Zürich ergänzt die Reihe der historischen Kreisbilder. Begleitet wird diese zentrale Arbeit von Beate Terfloth, die eine Professur am Mozarteum in Salzburg innehat, von Papierarbeiten einzelner Striche. Mit diesen minimalistischen  Linien-Vokabular sind ihre intensiven Landschaftserlebnisse wiedergespiegelt, die sie zuvor auf kleinen Zeichnungen oder im Gedächnis festhält, sammelt und weiterdentwickelt. Die hier ausgestellten horizontalen Aquarelllinien sind auf einer Reise durch den Iran 2016 entstanden. Diese horizontalen Einzel- oder Doppelstriche bilden einen grundlegenden Dialog in der Ausstellung mit der Tuschearbeit „ichi“ (eins)  des japanischen Zen-Meisters Chuho (1760–1838) und damit einen zweiten Schwerpunkt der Ausstellung. Ichi bedeutet „eins“ und ist der Ursprung aller 10000 Dinge. Alles im Universum ist aus dem Einen geboren und kehrt zu ihm zurück. Das Konzept, das Schriftzeichen „Eins“ zu schreiben bezieht sich auf den Spruch „Ichigo ichi e“, das wörtlich bedeutet eine Zeit, ein Zusammentreffen, d. h. eine einmaliges nicht wiederholbares Zusammen sein, im Zen Buddhismus entspricht es dem Konzept der Vergänglichkeit. Ichi Hängerollen werden oft in die Tokonoma (Bildnische ) eines Teeraums gehängt als eine Ermahnung an die Teilnehmer, dass jede Teezeremonie einmalig ist und nicht wiederholt werden kann. In dieser Ausstellung ergeben sich immer wieder Schnittpunkte zwischen den minimalistischen Arbeiten von Beate Terfloth und japanischen Werken auf spiritueller, formaler und energetischer Ebene.

Beate Terfloth, Neonkreis 1, 2015, 2 Neonröhre, Verkabelung und Trafo
Beate Terfloth, Neonkreis 1, 2015, 2 Neonröhre, Verkabelung und Trafo
Chôkuô Kôshitsu (1867-1937), ensô, Hana ari, tsuki ari, rôdai ari (There are flowers, there is a moon and there is a pagoda), sumi auf Papier
Chôkuô Kôshitsu (1867-1937), ensô, Hana ari, tsuki ari, rôdai ari (There are flowers, there is a moon and there is a pagoda), sumi auf Papier

A large neon circle of two filigree bent neon lines is in the center of the exhibition Running Clouds over the Sea with a Clear Moon – a drawing by the internationally renowned artist Beate Terfloth (born in 1958) becomes an energetic light installation. Terfloth’s works are in dialogue with Japanese ensô, painted in ink. The ensô painting is a genre of Zen painting, in which the personal, which in Zen Buddhism plays an important role in contrast to other Buddhist schools, can become immediately clear. It is depicted through the ink of  the ensô, as reflected in the „handwriting“ of a single master, of his mental maturation process and of the unfolding of his personality. An ensô by the contemporary calligraphy master S. Klopfenstein-Arii from Zurich completes the series of historical circular pictures. The central artwork by Beate Terfloth, who holds a professorship at the Mozarteum in Salzburg, is accompanied by paperworks with single strokes. With this minimalistic line vocabulary, their intense landscape experiences are collected and further developed on small drawings. The horizontal watercolor lines exhibited here were created on a journey through Iran in 2016. These horizontal single or double strokes form a basic dialogue in the exhibition with the ink work „ichi“ (one) by the Japanese Zen Master Chuho (1760-1838) and thus a second focus of the exhibition. Ichi means „one“ and is the origin of all 10,000 things. Everything in the universe is born from the One and returns to it. The concept of writing the character „one“ is related to the saying „Ichigo ichi e“, which literally means a time, a meeting, that is, a unique non-repeatable combination and in Zen Buddhism it corresponds to the concept of caducity. Ichi hanging scrolls are often hanged in the tokonoma of a tea room as an admonition to the participants that each tea ceremony is unique and can not be repeated. The exhibition unfolds intersections between the minimalistic works of Beate Terfloth and Japanese works on a spiritual, formal and energetic level.